Das deutsche Reich der Lüste bröckelt: Wie gestern bekannt wurde, steckt Sexartikelhändler Beate Uhse in tiefroten Zahlen. Sexindustrie in der Krise? Nicht hier! Die Schweizer zeigen ungebremste Kauflust und die Aussteller rennen der Erotikmesse Extasia die Türen ein. Sogar mit Pornos lässt sich hierzulande noch Geld machen.
Während Deutschland seine Wiedervereinigung feiert, sendet Beate Uhse eine SOS-Meldung in die Welt: «Krise verschont Erotikbranche nicht», hiess die Hiobsbotschaft zum Wochenstart. Der Sexartikelhändler Beate Uhse erleidet derzeit einen Umsatzeinbruch von 8 Prozent. Konzernchef Serge van der Hooft macht eine «wirtschaftsbedingte Kaufzurückhaltung» für die Misere verantwortlich. Ob das Weihnachtsgeschäft noch etwas an diesem Befund ändern kann, ist ungewiss. Van der Hooft zeigte sich an der Pressekonferenz von Montag trotzdem zuversichtlich, den Hebel vor Jahresende doch noch irgendwie herumzureissen.
Die Unkenrufe aus deutschen Landen vermögen die hiesigen Grössen der Branche nicht zu beunruhigen. In der Schweiz ist das Geschäft mit der Lust noch lange nicht erschlafft. «Wir verzeichnen seit drei Jahren ein gleichbleibendes Wachstum», sagte Jan Brönnimann, Mitglied der Geschäftsleitung von Magic-X gegenüber 20 Minuten Online. Der Erotikfachmarkt ist mit 30 Filialen der potenteste Teilnehmer auf dem Schweizer Sexartikelmarkt. Auch die Fachmesse Extasia, die Ende November in Basel gastiert, macht sich keine Sorgen um das Formtief des Nachbarn. «Wir haben gleich viele Aussteller wie letztesmal, auch der Ticket-Vorverkauf läuft erwartungsgemäss», sagt Veranstalter Arnold Meyer.
Untergangsstimmung in der Pornofilmindustrie
Aller Euphorie zum Trotz, im Bereich der Pornographie ist die Branche ganz schön ins Straucheln geraten. Der Verkauf von Sexvideos ist massiv eingebrochen, die Preise ins bodenlose gefallen. Doch die Krise hat damit nicht viel zu tun: Das Geschäft mit den Pornovideos läuft schon seit über zehn Jahren nicht mehr gut. Der Anfang vom Untergang begann mit billig produzierten Amateurfilmen mit «geilem Originalton», die den Markt überschwemmten und dem goldenen Zeitalter der Pornofilmproduktion ein Ende bereiteten. Gigantische Zuwachsraten des Internets taten ihr Übriges, denn dort fand sich bald alles, was sich der moderne Pornofan wünscht. Und das zum Schleuderpreis.
Der Erotikfachmarkt Magic-X hat das schon früh erkannt und sein Angebot in anderen Bereichen verstärkt. «In den letzten Jahren haben wir unser Kerngeschäft in Richtung Sex und Lifestyle verändert», sagt Brönnimann. Die neue Zielgruppe sind Pärchen. Vor allem die Frauen sind als Kundinnen entdeckt worden. Ihnen verkauft Magic-X Unterwäsche und Sextoys. «Sexfilme machen nur noch etwa 10 Prozent des Umsatzes aus», so Brönnimann. Aus diesem Grund sei seine Firma auch nicht an der Extasia präsent, denn das sei, so Brönnimann, «eine Messe, die dem Image von Magic-X nicht gerecht wird». Doch der Veranstalter will sich nicht in die Schmuddelecke drängen lassen. «Bei uns wird Erotik-Lifestyle gross geschrieben», sagt Meyer und will betont wissen, dass über 40 Prozent der Extasia-Besucher Pärchen und Frauen seien. Der Grossteil der Aussteller biete ausserdem Produkte wie Sex Toys und Dessous an. Pornographie spiele eine untergeordnete Rolle.
Pornokönige von einst zu langsam fürs Internet?
Ist aus dem Geschäft mit der Luststeigerung ein seriöses Unternehmen geworden? Verdient denn niemand mehr sein Geld mit Pornos? – Lars Rutschmann, Künstlername Michael Ryan, tut es. Er sieht in der Krise der Pornofilmindustrie viel kreatives Potenzial, wie er selbst sagt. Er macht seine eigenen Pornos und verdient gutes Geld damit. Ab 5.90 Franken sind einzelne Amateur-Clips bereits erhältlich. Die Widerstände bei den älteren Köpfen der Branche seien jedoch beträchtlich. Man habe sich zu lange auf den Lorbeeren ausgeruht, sagt Rutschmann, und schliesslich einen Trend verpennt. «Manche Entscheidungsträger dieser Branche sind einfach eine Generation zu alt für die neuen Entwicklungen im Internet. Es geht ihnen zu schnell und nun fallen sie aus allen Wolken, weil sie nicht mehr so einfach Geld verdienen können», ist Rutschmann überzeugt.
Quelle: 20 min
1 Kommentar
Ja ist bestimmt hart für die, aber sie haben sehr lange leichtes Geld gemacht und das ist jetzt halt vorbei.
Gruss Pornogirl
Kommentar schreiben