Sie war der fleischgewordene Sex-Traum vieler Männer: Das Gesicht einer Madonna, mit schwarzen, zurückgebundenen Haaren. Der Körper – ein Lustberg, mit riesigen Brüsten, Umfang 122 Zentimeter, mindestens. Domenica, sie war die Mutter aller Huren.

Am Donnerstag starb die gebürtige Kölnerin „nach kurzer, schwerer Krankheit“ mit 63 Jahren in Hamburg. Dort hat sie auf der Reeperbahn jahrelang angeschafft. Und Männer glücklich gemacht.

Domenicas Körper war krank: Diabetes, Kreislaufprobleme. Auch die Lunge kaputt – zwei Schachteln Zigaretten am Tag forderten ihren Preis.

Endstation eines Lebens, das nie nur auf der Sonnenseite stattfand – obwohl Domenica einen so poetischen Namen trug, italienisch für Sonntag.

Rückblick: Viel Liebe erfährt die älteste Tochter eines italienischen Eisverkäufers und einer Wäschevertreterin nicht. Der Vater verdrückt sich, als sie vier ist. Domenica wächst im Kölner „Waisenhaus zum armen Kinde Jesu“ auf.

Mit 14 Rückkehr zur Mutter, mit 15 Beginn einer kaufmännischen Ausbildung. Doch sie schafft es nicht, gleitet ab.

Mit 17 steigt Domenica in die Prostitution ein, mit 28 ist sie im Sex-Mekka Hamburg angekommen, im „Palais d’Amour“. Später betreibt sie ihr eigenes Bordell in der berühmten Herbertstraße an der Reeperbahn.

Sie sitzt in schwarzen Dessous wie eine Auslage im Schaufenster, schminkt sich, planscht in der Badewanne. Und die Männer schauen zu. Viele kommen herein. Wie zu Besuch…

Domenicas Warmherzigkeit, ihre Offenheit machen sie berühmt. In den 80er-Jahren wird sie in der Hamburger Szene zur Ikone, fehlt auf kaum einer Party. Sie spielt Theater, versucht sich als Filmschauspielerin.

Der Dichter Wolf Wondratschek schreibt über Domenica, die Autorin Fee Zschocke verewigt sie in dem Buch „Domenica und die Herbertstraße“.
TV-Auftritte nutzt die Prostituierte, um als eine der ersten ihres Gewerbes für die Legalisierung des Berufs einzutreten.

Doch irgendwann ist Domenica die käufliche Liebe nicht mehr genug: Sie will sich wirklich kümmern. Sie betreut minderjährige Prostituierte, Nutten, die an der Nadel hängen: Die Sex-Ikone wird zur offiziellen staatlichen Sozialarbeiterin.

Nach ein paar Jahren ist auch damit Schluss: Domenica übernimmt die Traditionskneipe „Fick“ am Hamburger Fischmarkt. Und scheint 2001 sogar ganz bürgerlich zu werden. Sie zieht ins Rheinland, eröffnet eine Pension in der Eifel. Das Haus hat sie von ihrem verstorbenen Bruder Amando geerbt.

Das ist aber nicht Domenicas Leben. Sie sagt später: „Ich vereinsamte, hatte niemanden, außer zwei 80-jährige Nachbarinnen.“

2008 kehrt Domenica zurück nach Hamburg, in ihr St. Pauli. „Endlich bin ich wieder auf meinem Kiez“, sagte sie BILD im Mai.

Viel Zeit blieb ihr dort dann nicht mehr… (bk)

Quelle: Bild.de