Weil mehrere Bordelle schliessen, verlieren in Bern über 100 Prostituierte ihren Arbeitsplatz. Politiker fordern jetzt, dass die Stadt aktiv wird.

«Die Stadt muss prüfen, ob sie den vertriebenen Sex­arbeiterinnen Häuser in der Dienstleistungszone zur Verfügung stellen kann», fordert Miriam Schwarz (SP) in einem Vorstoss. Unterstützt wird sie von Linken und Grünen. Ein Grossbordell in einer stadteigenen Liegenschaft kann sich Schwarz gut vorstellen: «Wichtig ist, dass die Frauen für Betreuungsangebote erreichbar und gut geschützt sind, denn zum Teil herrschen schon jetzt abartige Verhältnisse.»

Die Situation spitzt sich zu, weil demnächst vier gros­se Rotlichtetablissements in den Wohnquartieren Lorraine und Breitenrain schlies­sen müssen. «Die betroffenen Frauen sind sehr beunruhigt», sagt Martha Wigger von der Beratungsstelle Xenia. «Wir empfehlen ihnen, sich gegen die Kündigung zu wehren, statt noch tiefer in die Illegalität abzutauchen.»

Mit der Schliessung der Bordelle verfolge die Stadt keine Strategie, versichert Bauinspektor Charles Roggo: «Wir urteilen nicht nach moralischen Kriterien – das Gesetz lässt keine Salons in der Wohnzone zu.» Er schätzt, dass es nicht einfach sein dürfte, geeignete Liegenschaften in der Dienstleistungszone zu finden.